Der Traum vom Kirchenneubau zerschlug sich


 

Mehrfach zeigten sich Risse im Deckengewölbe, so dass man an einen Neubau dachte, jedoch blieb es bei Reparaturen. Besonders Pastor Dahlitz bemühte sich um einen Neubau. Er sagt, dass man im Jahre 1798 eine neue Kirche haben bauen wollen, aber Unglücksfälle, Überschwemmungen, Feuerschäden und dergleichen mehr hätten bewirkt, dass niemand mehr an den Kirchbau gedacht hätte. Besonders der Krieg seit 1812 habe alle Hoffnungen vollends darnieder geschlagen. Im Jahre 1831 sieht er die Zeit dafür gekommen, ans Werk zu gehen. Mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit setzte er sich für einen Neubau ein, wenn er aber das nicht erreichte, sollte die Kirche wenigstens eine gründliche Renovation erfahren. Seine Gründe dafür wußte er in sehr drastischer Weise zum Ausdruck zu bringen. So sagt er zum Beispiel:



"Das Kirchendach und das Gewölbe muß in einen solchen Stand gesetzt werden, daß kein Einsturz mehr zu befürchten ist, die Sakristei muß umgebaut und ihr eine gesündere Lage gegeben werden, denn der hiesige Pfarrer weigert sich, dieselbe ferner zu betreten, weil er noch für eine Familie zu sorgen hat. Der Platz um den Altar muß freigemacht werden durch Hinwegnahme der Kästchen, die rundherum aufgebaut sind und wodurch es möglich gemacht wird, daß mehr als ein Mensch, und das noch, ohne sich an den Kopf zu stoßen, um den Altar bewegen kann."

Statt des Neubaus wurde nun eine gründliche Renovierung vorgenommen.
Nach Meinung des Chronisten Pfarrer Schall ist es gut, dass aus den Bauplänen nichts geworden ist.
Denn die Vorlagen dazu zeugten von großer Geschmacklosigkeit und Nüchternheit, schreibt er.
Man habe so billig wie möglich bauen wollen.

Pfarrer Albrecht ist in der Chronik zitiert:

"Anstelle unseres alten, trauten Kirchleins hätten wir einen kalten, nichtssagenden Steinkasten bekommen. Ich will freilich damit nicht sagen, daß wir unsere Kirche für immer behalten können. Alles Irdische ist vergänglich, und die Spuren der Vergänglichkeit machen sich an unserer Kirche immer mehr bemerkbar. Heute wollen wir uns unseres trauten Kirchleins freuen und vor seinem ehrwürdigen Altar Achtung haben. Wie viele Menschengeschlechter hat unsere Kirche erlebt! Sie sind auf Mutters Arm schlafend und unbewußt zum Taufstein gebracht worden. Mit blanken Augen haben Knaben und Mädchen vor dem Altar Gott Treue gelobt. Sie haben Gottes Segen herabgefleht, als Mann und Jungfrau sich die Hände zum Bunde reichten. Und als der schwarze Leichenzug zum Tore hereinzog, da haben oben auf dem Turm die Glocken den Abschiedsgruß zugerufen. Es ist, als spräche unsere Kirche zu einem jeden von uns: Ich kenne dich, ich kannte dich, bevor du schon etwas von dir wußtest, und ich werde dich kennen, wenn du deine Augen für immer geschlossen hast. Ist es nicht so, dass sie uns bis in die tiefste Tiefe unseres Herzens kennt? Haben wir nicht zu ihr getragen, was immer unser Herz beschwerte? Ich möchte einmal die Zahl der Gebete und ihren Anlass kennen, die dort in der Reihe der Jahrhunderte gebetet worden sind. Tausende und Abertausende Menschen haben ihren Gott da gesucht. Sie kamen mit drückender Sorgenlast oder mit neuen Lebensaufgaben, mit Herzensangst oder Todestraurigkeit, und sie alle nahm unsere Kirche auf und gab ihnen einen Platz."

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Sakristei von der Nord- auf die Südseite verlegt worden.

Keine Gelegenheit ließ man vorübergehen, um das für den Kirchbau nötige Geld zusammenzubringen. Davon zeugt folgender Bericht des Pfarrers:

"Um diese Zeit (1831) hatten wir das Glück, Seine Königliche Hoheit, den Kronprinzen (es ist der spätere Friedrich Wilhelm IV.) bei uns durchreisen zu sehen, und aus Liebe zur Gemeinde wagte es die Tochter des hiesigen Pfarrers, Seiner Königlichen Hoheit ein Bittschreiben zu überreichen, worin ein königliches Gnadengeschenk und die Verwendung Sr. Königlichen Hoheit bei Sr. Majestät, dem König, nachgesucht wurde. Der Kronprinz nahm dieses Schreiben gnädig auf und versicherte, daß es alle hören konnten, daß es sein erstes Geschäft in Berlin sein werde, sich für die Zodeler Gemeinde zu verwenden."

Das Bittschreiben ist in den Akten aufbewahrt und trägt die Unterschrift 'Adele Dahlitz', daneben das Datum, Zodel, am 27. August 1831. Wirklich wurde auch vom König ein Gnadengeschenk von 1000 Talern für einen Neubau der Kirche in Zodel bewilligt, ob das Geld jedoch ausgezahlt worden ist, ist zu bezweifeln, denn nach langen Kämpfen zerschlug sich der Bauplan 1833.